Letzten Sonntag, am 12.06.2022, konnte ich erfolgreich die Ironman Distanz bei der Asia-Pacific Championship in Cairns, Australien, finishen und wollte gerne ein bisschen was dazu schreiben.
Nach einer langen Anreise über Dubai und Perth kam ich am Freitag morgen und 8 Uhr an und musste gleich mein Fahrrad wieder zusammenbasteln. Da dieses Event zwei Wechselzonen hat und der Schwimmstart etwa 30km nördlich von Cairns in Palm Cove lag, mussten nämlich gleich die Startunterlagen abgeholt und dann das Rad am Freitag noch für den Transport dorthin abgegeben werden, damit dann am Samstag der Rad-Check-In durchgeführt werden konnte. Zum Glück war alles gut organisiert mit einem Rad-Transfer, der reibungslos ablief.
Samstags morgens dann bin ich mit dem Shuttle-Bus nach Palm Cove, um den Rad-Check-In zu erledigen, die Tasche für den Wechsel Schwimmen - Rad abzugeben und mich mit dem Ablauf der Wechselzone vertraut zu machen. Dann hab ich noch ein bisschen die Atmosphäre dort genossen und mit anderen Gleichgesinnten gefachsimpelt, welcher Neo denn jetzt besser ist bzw ob wirklich Quallen und Krokodile zu befürchten sind. Zumindest steht dort ein Schild, das auf diese Gefahren hinweist. Die Quallensaison endet theoretisch im April, aber trotzdem hat der IM Cairns deswegen eine Ausnahmegenehmigung, dass die AK Athleten bis zur Wassertemperatur von 27 Grad einen kompletten Neoprenanzug optional tragen dürfen, um vor Verletzungen geschützt zu sein. Und was die Krokodile angeht, muss man ja nur einen finden, der langsamer ist, was bei der Menge an Startern kein Problem sein sollte…
Das Schwimmen am Sonntag war dann mal wieder eine neue Erfahrung mit viel Wind, daher Wellen, und vor allem die Strömung, gegen die man anschwimmen musste. Die kannte ich aus dem Vitamar so nicht. Zudem war es ein 3,8km Kurs ohne Landgang, was für mich als durchschnittlichen Schwimmer auch neu war und ich hatte leichte Bedenken wegen Krämpfen in den Waden, die aber zum Glück so nicht eingetreten sind.
Insgesamt war ich mit meiner Zeit von 1:18h bei diesen Bedingungen sehr zufrieden und konnte bei strahlendem Sonnenschein und etwa 22 Grad auf das Rad wechseln.
Die Radstrecke verlief erstmal etwa 38km nach Norden, durch Regenwald und entlang der Küste, eine traumhafte Strecke, bei der ich häufiger auch nur mal die Aussicht genossen habe und wirklich sagen kann, dass das ein „Race in Paradise“ ist. Man fährt dann nach einem Wendepunkt zurück nach Palm Cove und fährt die gleiche Strecke über sanft schwingende Hügel mit nur zwei größeren, aber nicht zu anstrengenden Anstiegen zweimal, um dann von Palm Cove die letzten knapp 35km zurück nach Cairns durch die Vororte zu fahren. Leider war auf dem Rückweg ein starker Gegenwind zu spüren, der mich einige Körner gekostet hat, sonst wäre vielleicht noch eine bessere Zeit drin gewesen als die 6:11h, mit der ich für die 180km mit knapp 1200HM aber doch auch sehr zufrieden bin.
Der Wechsel zum Lauf fand dann in einem Park in Cairns statt, dann ging es erstmal entlang diverser Kneipen, Bars und Restaurants, die alle brechend voll waren und jeder, der vorbeilief wurde mit Namen motiviert und angefeuert. Die Aussies sind schon ein sportbegeistertes Volk und auch wenn nicht jeder diese Anstrengung auf sich nimmt, wird die Leistung eines jeden einzelnen honoriert und anerkannt!
Der Marathon war schließlich aufgeteilt in 4 Runden durch dieses Publikum, was einen wirklich getragen hat! Leider konnte ich die ersten 30km keine Gels, Riegel oder sonstigen Süßkram außer Wasser, Bananen und Salzbrezeln zu mir nehmen, so dass ich immer langsamer wurde. Schließlich habe ich mir mit der Aussicht, sonst die letzten 12 km spazieren zu müssen, zwei Gels irgendwie reingezwungen, so dass ich den Rest mit abwechselnd gehen/laufen immerhin in 4:28h finishen konnte. Das war zwar nicht meine schlechteste Zeit und irgendwie hatte ich mir mehr erhofft, aber den Umständen entsprechend war ich doch zufrieden, glücklich und auch ein bisschen stolz, nach insgesamt 12:22h ins Ziel gekommen zu sein. Die Platzierung war natürlich egal, ankommen war das Ziel und das ist gelungen!
Alles in allem eine tolle, gut organisierte Veranstaltung in einer atemberaubenden Natur, die einen an die Grenzen bringen kann - aber schließlich ist es ja auch irgendwie das, was wir suchen, oder? 😅
Vielleicht noch eine kurze Anmerkung allgemeiner Natur: Warum für ein Wochenende nach Australien? Das lag daran, dass ich mich eigentlich für dieses Event bereits 2020 gemeldet hatte, als wir noch in Singapur gelebt haben. Von dort sind es nur knapp 5-6 Stunden Flug und eine geringe Zeitverschiebung. Doch dann kam COVID, das Event wurde verschoben und wir sind zurück nach Deutschland gezogen. Da die Ironman corporation keine Startgebühr zurückerstattet, konnte ich also entweder aufs nächste Jahr verschieben oder auf ein anderes Rennen in der gleichen Region (also Asia-Pacific) ändern. Andere Rennen in der Region bedeuten ja eine ähnlich weite Anreise und ich wollte auch bewusst dort starten, daher blieb ich bei Cairns. Als im Februar 2022 die Grenzen für Ausländern wieder geöffnet wurden, hab ich also gleich den Flug und alles drumrum gebucht und hab es nicht bereut, trotz der langen Anreise!
(Falls jemand mal in Erwägung zieht, das gleiche Event zu machen, stehe ich für Fragen, Tipps und Hinweise natürlich gerne zur Verfügung!)
Ich hoffe, das war nicht zu viel Text, es war halt auch ein langer Tag… 😎
(Bericht von Michael)