Die drei Helden von Suhl!

Der „Südthüringentrail e.V.“ hatte auch dieses Jahr wieder zum „Heldentrail“ auf 64,9km und 2.491 HM geladen. Diesem Ruf sind Manny, Danny und Jörg gefolgt. Mangels Perspektiven ließ sich der Letztgenannte Anfang des Jahres von den Ultra Erprobten dazu hinreißen, sich dort anzumelden. Macht ruhig, heuchelte ich mir gedanklich, das Ding wird pandemiebedingt eh abgesagt. Zwischendurch wurde der Trail dann zur „Deutschen Ultratrailmeisterschaft 2021“ aufgewertet. Jetzt war tatsächlich Training angesagt. Um dem Event den nötigen Schwung zu verleihen, gründete der Danny die „LuT Ultra“ Whats-app-Gruppe. Ultraviel tausche sich hier der harte Kern aus und schaffte es in der Vorbereitungsphase tatsächlich 1x zum gemeinsamen Trainingsevent: „25-Kilometer-Lauf anlässlich der 25 Jahre Städtepartnerschaft A´burg-Miskolc.“

Trotz Pandemie, war er plötzlich da, der Tag X. Zusammen in Manny´s Gefährt, ging´s am Vortag gut gelaunt, ab auf die Piste Richtung Suhl. Nach der üblichen Pasta Party im lockeren Ambiente bezogen wir Quartier in der uns angediehenen Unterkunft. Bereits beim Einchecken machte die als „Hotel“ deklarierte Unterkunft, mit dem Charme der Vorwendezeit, ihrem Namen alle Ehre. Das gefühlt unbelegte Hotel, gierte nach Gästen. Altfordere Gäste schmücken die Wand mit ihren Bildern. Nachdem das für uns vorreservierte Zimmer auch noch von dem einzigen Hotelgast bereits belegt war, bekamen wir die exklusiven Premiumzimmer des Hauses zugewiesen, … Dusche, Toiletten etc. exterieur, …versteht sich. Standesgemäß begleitete uns die letzte gemeinsame Hopfenschale ins nächtliche Aus.

Als der Handywecker uns um 03:50 Uhr zum anstehenden Start um 05:00 Uhr antrieb, sortierten wir uns kurz und standen dann pünktlich am Start. 3,2,1, und los! Unsere windsichere Leuchte erhellte uns auf den ersten km den Weg, enge Trampelpfade hinauf, an der Autobahn entlang, … das Ganze wieder bergab. Unterstützend öffnete der Himmel auch noch seine Schleusen und hüllte die Neigungsgemeinschaft der Ultraläufer samt Umfeld in ein nebliges Nass. Dennoch sorgten angenehme Atmosphären, von um die 15 Grad, für hervorragende Laufbedingungen, nur das Tempo musste an der einen oder anderen Stelle herausgenommen werden, um Stürze zu vermeiden. Am zweiten Verpflegungspunkt bei km 16,2 trennte sich die „LuT Ultra-Gruppe“, allen voran der Manny. Jetzt rockte jeder für sich das Ding. Die folgenden km´s führten uns getrennt voneinander immer wieder über verschlungene Wandpfade, steile rutschige Skipisten im Sommerkleid, graue Schotterwege, ramponierte Waldwege die durch Holzrückarbeiten stark in Mitleidenschaft gezogen wurden, vorbei an historischen und neumodischen Gebäuden, Kapellen, Türme, Skihütten, Wetterstationen, Autobahnbrücken mit einer Brückenpfeilerehrenrunde, Wichteln und Wegweisern… und schließlich nach der ersten Teilrunde bei km 47,5 wieder durch den Start- und Zielbereich der ehemaligen „VEB Betriebe Simson Suhl“. Nach kurzer Stärkung ging´s auf zur finalen Runde mit ihren 17,5km. Als ob die auch einen „Holger“ als Streckenplaner gehabt hätten, ging es in alt bekannter Manier, gewohnt „de Buckel nuff und nobb!“ Hier trafen wir dann im Gegenverkehr erstmals auf die Führungsläufer des „Heldentrails“, die Teilnehmer des „Wichteltrails“ und die des „Riesentrails“. Letztere hatten offenkundig auch ihren Fun mit der Strecke. Auf diesen letzten Teilstrecken konnten wir dennoch unsre letzten Kraftreserven mobilisieren und so den einen oder anderen Teilnehmer einholen und hinter uns lassen. Die letzte Verpflegungsstelle bei 58,8km markierte für uns auf die letzten Schritte den Bergab Endspurt. Ich ließ sie unangetastet. Auch der letzte Streckenabschnitt erforderte in seiner landschaftlichen Prägung vom Läufer volle Konzentration. Die Streckenplaner aus Suhl wollten den Teilnehmern auch zum Finale, die naturbelassene Landschaft nicht vorenthalten, … bis man völlig überraschend, mit wenigen Schritten aus den Nichts, wieder an der zu querenden vierspurigen Bundesstraße und somit in der Zivilisation stand. Kurz gequert, fühlte sich der letzte Knie Hub zum Zieleinlauf an, wie aus einer seit Stunden andauernden Dauerschleife, der Szenerie völlig entrückt.

Unter dem Beifall der Zuschauer, wurde so jeder Teilnehmer ins Ziel getragen. Im Kopf noch auf Kurs, überschritt ich so die Ziellinie und wurde hier von den Helfern sogleich meines klobigen Transponders beraubt. Endlich, scheiß Ding. Weisungsgeleitet kam hier in Begleitung von Helfern, ein ca. 6 jähriges blondes Mädchen auf mich zu und fragte mich mit großen Augen zielstrebig: „… bist Du ein Held?“ Ich begriff mich in diesem Wimpernschlag nicht als solcher und war gerade dabei dies zu verneinen, … da griff die 6 Jährige an die unter meinem Laufshirt teils verdeckte Startnummer, begutachtete sie kurz mit präziser Klarheit, erkannte mich als Teilnehmer des „Heldentrails“ und sagte: „… Du bist ein Held!“ Ohne dies grade gedanklich einzuordnen, hatte ich im nächsten Augenblick auch schon meine hölzerne Finishermedalie in der Hand, und die großen blauen Kinderaugen verrieten mir, … dass ich an diesem Tag, genau der war!

Die nachgereiste LuT Fangemeinde verabschiedete sich anschließend von den ungeduschten Helden und mit dem nächsten Laufevent im Blick, ging´s auf die Heim- oder Weiterreise!

In der bundesweiten Ultra-Laufelite kamen wir so unter den 242 Finishern auf die Plätze

Platz
Name Leistung
Einzelwertung
39 / 5. M50 Manfred Schott 7:42:04,4h
46 / 14. M40 Danny Sternkopf 7:50:33,0h
72. / 12. M45 Jörg Fleckenstein 8:28:59,5h

 … und in der Teamwertung, auf Platz

Platz
Name Leistung
Mannschaft
6 Manfred Schott - Danny Sternkopf - Jörg Fleckenstein 24:03:13,6h

 Uns hat´s jedenfalls Spaß gemacht, … Euer Manny, Danny & Jörg